Faust-Festival am 3. März 2018

Nicht länger Gretchen!

Fausts Gretchen: das unschuldige, hilflose Opfer des genialisch-schöpferischen Mannes – kein Rollenmodell mehr für Frauen, die sich selbst als Komponistinnen schöpferisch mit Faust und Goethe auseinandersetzen.

 

Ihre Werke spielte die Pianistin Eva Schieferstein zusammen mit Barbara Hesse-Bachmaier (Mezzosopran), Monika Olszak (Flöte/Sax) und Sylvia Hewig-Tröscher (Klavier).

 

 

Gibt es keinen weiblichen Mozart oder Mendelssohn? Vater Mendelssohn gab seiner Tochter Fanny damals zu verstehen, dass der Komponistenberuf für Frauen ungehörig sei - und noch 2014/15 stammten nach einer Untersuchung großer amerikanischer Orchester nur 1,8 Prozent aller Stücke, die in einer Konzertsaison gespielt wurden, von Frauen.

 

Können Frauen komponieren? Komponistinnen von der Goethezeit bis heute traten zum Internationalen Frauentag 2018 den Beweis an mit Kompositionen rund um Faust'sche und Goethe'sche Themen, darunter Uraufführungen zweier speziell für dieses Konzert entstandener Werke der Münchner Komponistinnen Dorothea Hofmann *1961 („Mephisto-Lieder“ für Mezzosopran, Altflöte und Klavier) und Dorothee Eberhardt *1952 („Hexenküche“ für Mezzosopran, Altsaxophon, Klavier vierhändig, Flexaton, Flöte, Rassel, Ratsche und Vibraton), „Satansgelächter“ für Mezzosopran und Flöte von Elke Tober-Vogt *1957, „The Books“ von Gloria Coates *1938, Tarantella", op. 5 von Franz Liszts Lieblingsschülerin (meine einzige legitime Klaviertochter") Sophie Menter 1846 - 1918, Hexentanz", op. 5 von Clara Schumann 1819 - 1896, „Cyclotron“ von Violeta Dinescu *1953, eine Improvisation über Franz Schuberts Gretchen am Spinnrade" und ein an Clara Schumann anknüpfender Hexen-Blues" der Saxophonistin Monika Olszak.

 

Wie steinig der Weg zur Veröffentlichung eigener Werke für Komponistinnen zu Goethes Zeiten war, das wurde deutlich in den Brief- und Tagebuchtexten von Fanny Mendelssohn-Hensel, die Barbara Heller *1936 in ihrer "Hommage an Fanny Mendelssohn" für Klavier und drei Sprecherinnen verarbeitet hat.

  

Dazu war Goethe zu erleben in Vertonungen seiner Texte durch Zeitgenossinnen wie Fanny Mendelssohn-Hensel, Bettina von Arnim-Brentano und Clara Wieck-Schumann, die dem Dichter in ihrer Jugend persönlich begegnet sind. Die damals 12-jährige Clara Wieck wurde von ihm mit einer ihre Kunst anerkennenden Widmung bedacht, für Fanny Mendelssohn, die - in Goethes Worten - "gleichbegabte Schwester" ihres berühmteren Bruders Felix, schrieb er ein Gedicht, als er erfuhr, dass sie gute Texte für ihre Lieder suchte.

 

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Nicht länger Gretchen - Abendprogramm.pd
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